"Schwimmende PV-Anlagen
Projektteam bietet lokale Lösungen von der Planung über Genehmigung bis zu Energiespeichersystemen und der Einspeisung. Reger Austausch zwischen Stadtwerken, Anlagenbetreibern und Politik.
Anfang Oktober fand im Kieswerk Heinrich Schmitz, Goch, im Kreis Kleve eine Informations- und Diskussionsveranstaltung rund um das Thema Schwimmende Photovoltaikanlagen statt. Eingeladen hatten die Hülskens Holding GmbH & Co. KG, Wesel, die Rheinland Solar GmbH, Neuss, und die Zimmermann PV-Steel Group aus Eberhardzell.
Anlass war die Inbetriebnahme einer 500kWp-Anlage vor Ort. Im Vordergrund stand aber der fachliche Austausch mit Experten zu Kernfragen wie Genehmigung solcher Anlagen, der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung, Fragen zur Eigenbedarfsquote sowie Möglichkeiten der Energienutzung, vor Ort, als Zwischenspeicher bzw. der Einspeisung. Zudem wurden Aspekte wie Umweltschutz und Gewässerökologie im Zusammenhang mit dem Betrieb sogenannter FPV (Floating-Photovoltaik)-Anlagen diskutiert. Das Projektteam versteht sich selbst als Projektpartner für Komplettlösungen aus einer Hand – von der Planung über die Genehmigung über Installation und Inbetriebnahme bis zur Abstimmung mit Energieversorgern bzgl. Speichermöglichkeiten bzw. Einspeisung.
Nach der Projektvorstellung und Informationen zu technischen Details der neuen Anlage am Standort Goch, folgte eine moderierte Diskussion mit Vertretern der Stadtwerke Kleve, Emmerich und Moers, Gästen aus den Kreisverwaltungen Kleve bzw. Wesel, lokalen Bürgermeistern, Mitgliedern des LEE – Landesverband Erneuerbare Energien NRW e.V. Auch Unternehmer z.B. regionaler Kies- und Sandwerke waren anwesend.
Transparenz schaffen für lokale Lösung
„Wir wollen mit Ihnen ins Gespräch kommen, sozusagen als „regionales Netzwerk FPV“. Unser Ziel ist Transparenz zu schaffen für diese nachhaltigen Möglichkeiten der regenerativen Energiegewinnung. Wie können wir gemeinsam effektive und sinnvolle lokale Lösungen in der Region aufbauen und nutzen? Dabei ist es für uns wichtig, mit allen relevanten Interessengruppen auf Augenhöhe zu sprechen.“ erklärte Andrea Klimek, Gründerin, Gesellschafterin der Rheinland Solar zu Anfang.
Auf den Punkt gebracht:
- Floating-PV liefert deutlich mehr Ertrag durch die Kühlung der Module, grob 10%.
- Nutzung bereits bestehender, oft ungenutzter Wasserflächen.
- Kombination mit Speicher und Wasserstoff bietet großes Zukunftspotenzial.
- Lokale Wertschöpfung bleibt in der Region.
Kompetenz-Kooperation sorgt für reibungslosen Ablauf
„Wir haben das Projekt in klar abgegrenzten Phasen umgesetzt“, so Klimek. „Ein Partner bringt das Know-how im Bereich Planung und Auslegung von FPV mit, ein anderer die lokale Verankerung und Genehmigungserfahrung, und der dritte hat die Erfahrung im Bau und Betrieb von PV und Speicher für solche Anlagen. Diese Synergie ermöglicht es, Projekte zuverlässig, effizient und wirtschaftlich umzusetzen.“
Die Projektentwicklung übernahm Hülskens, von der Standortanalyse, Genehmigungsanträgen bis zur Abstimmung mit Behörden. Die Planung und Auslegung der Anlage erfolgte durch die technischen Partner (Zimmermann PV-Steeel Group, Rheinland Solar) – mit besonderem Augenmerk auf die Tragstruktur, Schwimmsysteme und Verkabelung. Der Bau und die Installation lagen in den Händen der spezialisierter Montagefirma RheinlandSolar, die bereits Erfahrung aus über 1.000 Projekten mit PV hat. Die Inbetriebnahme und Netzanbindung haben RheinlandSolar gemeinsam mit den Stadtwerken durchgeführt. So sei zu jedem Zeitpunkt klar geregelt gewesen, wer welche Aufgabe habe und wann welche Aufgaben in die nächste Phase übergeben werden. Jeder brachte seine Spezialkompetenz ein und dadurch konnte von Beginn an reibungslos geplant werden. Floating-PV stelle hohe Anforderungen an Statik, Verankerung und Netzanschluss, so die Experten. Gerade die Kombination aus schwimmenden Modulen, hoher Energieausbeute durch Kühlung und langfristiger Haltbarkeit mache dieses Projekt besonders spannend.
Für die drei Kooperationsfirmen ist dieses Projekt trotz langjähriger Erfahrung im Markt ein Pilot und Praxistest. Die Vorgaben – 40 Meter Uferabstand, maximal 15 % Flächenbelegung – sind sehr restriktiv, was die nutzbare Fläche deutlich begrenzt. Trotzdem zeigt dieses Projekt, dass Floating-PV vor allem im Zusammenspiel mit lokalen Energieversorgern und lokaler Wirtschaft auch im kleinen Maßstab funktioniert und wirtschaftlich betrieben werden kann. Für die Energiewende brauche man aber auch größere, unbürokratischere Projekte.
Klimek: „Floating-PV wird in Zukunft immer in Kombination gedacht werden müssen: Einspeisung ins Netz bleibt Standard, Speicher machen die Energie planbarer und erhöhen die Eigenverbrauchsquote, Wasserstoff wird mittelfristig dort relevant, wo Industrie oder Mobilität große Energiemengen flexibel brauchen.“
Keine Flächenkonkurrenz zur Landwirtschaft und Wohnbebauung
Beim Thema Floating-PV sei vor allem entscheidend, dass ein Kiessee optimale Bedingungen biete. Das Gelände werde bereits industriell genutzt, künstliche Wasserflächen, wie hier im Kieswerk, können ohne Konkurrenz zur Landwirtschaft oder Wohnbebauung erschlossen werden.
Allerdings seien, so Lutz van der Kuil, Energiemanagement-Experte bei Hülskens, Genehmigungsverfahren derzeit die größte Herausforderung. „Floating-PV ist in Deutschland noch vergleichsweise neu und die rechtlichen Rahmenbedingungen sind nicht überall klar definiert. Wenn die Anlage nicht direkt Teil einer bestehenden Betriebsanlage ist, dauert die Genehmigung erheblich länger. Hier wünschen wir uns künftig mehr Klarheit und standardisierte Verfahren.“
Anlagenplanung muss viele Faktoren berücksichtigen
„Auch bei der Größe der Anlage geht es um Augenmaß. Manchmal ist eine Eigenbedarfsquote von 60% für ein Kieswerk sogar besser“, führte Lutz van der Kuil weiter aus. „D.h. Sie decken mit der Anlage 60% des Strombedarfs, pauschal gesagt. Das hört sich wenig an. Warum nicht mehr, fragen Sie. Bei diesem Wert sind aber auch Zeiten nach Feierabend und die Wochenenden, an denen kein Strom gebraucht wird, eingerechnet. Das relativiert daher die Zahl. Zudem bedeutet eine größere Anlage auch mehr Investition und höhere Kosten, aber im Verhältnis nicht wirklich mehr Ertrag. Wenn doch in größerem Maßstab geplant werden soll, sprechen muss man über Speicher und Pufferlösungen oder ökobilanzielle Modelle sprechen. Wie Sie sehen, ist das Thema also recht komplex.“
Gewässerökologie wird nicht beeinträchtigt
Umweltschutz ist ein wichtiges Thema, konkret bei FPV-Anlagen das Thema Gewässerökologie. Van der Kuil stellte in diesem Zusammenhang kurz ein Forschungsprojekt vor, dass Hülskens seit zwei Jahren zusammen u. a. mit der RWTH-Aachen am Kieswerkstandort Weeze, Kreis Kleve, durchführt. „Hier geht es ganz konkret darum, wie Floating-PV z. B. Wassertemperatur sowie Beschattung und damit die Biodiversität in solchen Gewässern unter bzw. im direkten Umfeld der Anlagen beeinflussen. Durch viele Messreihen, Referenzproben und darüber hinausgehende Analysen ist bereits jetzt deutlich, dass FPV-Anlagen keine signifikanten, sogar zum Teil keinerlei messbare negative Auswirkungen haben. Ganz im Gegenteil. Die Beschattung von Wasserflächen wirkt sich oftmals sogar positiv aus. Auch Vogelflug, Rast- und Brutverhalten bzw. Laichverhalten von Fischen werden nicht gestört. Unsere Forschung fließt zudem in Skalierungsmodelle für unterschiedliche Anlagengrößen und Standorte ein, die lokale klimatische Bedingungen berücksichtigen. Diese Daten können künftig im Rahmen von Genehmigungen als wissenschaftliche Grundlage herangezogen werden.“
Anforderungen an Wirtschaft & Stadtwerke
Die Projektpartner sind sich einig: „Regionale Unternehmen und Stadtwerke suchen vor allem Planungssicherheit, kostengünstigen grünen Strom aus der Region, und flexible Modelle wie PPA-Verträge, Speicherlösungen oder Lastmanagement. Floating-PV bietet hier eine echte Option, weil es zusätzliche Flächen erschließt, ohne in Konkurrenz zu anderen Nutzungen zu treten.
Anforderungen an Politik & Verwaltung
An die Politik gerichtet lautet der Appell: „Wir wünschen uns klare Regeln, schnelle Genehmigungen und einheitliche Standards. Floating-PV darf nicht länger als exotische Sonderlösung behandelt werden, sondern sollte als eigenständige Säule der Energiewende anerkannt sein. Bürokratische Hürden müssen abgebaut werden, um die Technologie wirklich skalierbar zu machen.“
Hintergrundinformationen:
Leistung: 500kWp
Fläche: 2700m2
Genehmigungszeit: 9.5 Monate
Projektpartner
Hülskens Holding GmBH & Co. KG / Heinrich Schmitz GmbH & Co. KG
huelskens.de
- Inhabergeführtes Familienunternehmen in der 4. Generation, Hauptsitz Wesel
- Leistungs- / Geschäftsbereiche: Wasserbau, Gewinnung Mineralsicher Rohstoffe (Kies, Sand, Schotter, Splitte), Hafenumschlag, Recycling, Betonproduktion.
- Hülskens betreibt seit 2020 eine der ersten FPV-Anlagen in Deutschland, im Kieswerk Weeze-Vorselaer, Niederrhein (750kWp)
- Forschungsprojekt SPUERS seit 2024 zum Thema Gewässerökologo und FPV
Rheinland Solar GmbH
rheinland-solar.de/
- Planung, Beratung und Installation von Photovoltaik-Systemen, Batteriesspeichern und Ladeinfrastruktur. Dabei wird großer Wert gelegt auf individuelle Lösungen, Qualität und Zuverlässigkeit..
- Investorenanlagen und Großprojekte werden realisiert, nicht nur Dachflächenlösungen. Rheinland Solar arbeitet auch in Kooperation mit kommunalen Partnern und Betreibern, wenn geeignete Dach- oder Wasserflächen verfügbar sind.
- Projektbeispiel: Merkur Spielarena in Düsseldorf 1,5 MWp, mit innovativer, ballastarmer Klebetechnik
ZIMMERMANN PV-Steel Group GmbH & Co. KG
- Die ZIMMERMANN PV-Steel Group ist ein weltweit tätiger Anbieter von PV-Montagesystemen. Mit nahezu 75 Jahren Erfahrung im Stahlbau und einem starken Schwerpunkt auf Solarenergie seit 2009 liefert das Unternehmen langlebige und effiziente Lösungen, darunter feste aufgeständerte Unterkonstruktionen, Floating-PV-, Agri-PV- und Trackersysteme. Die ZIMMERMANN PV-Steel Group hat bereits in über 60 Ländern geliefert. Mit den innovativen Systemen wurden insgesamt über 18 GWp an Montagestrukturen für 2000 Solarkraftwerke erfolgreich installiert.